No Billag und der Gemeinsinn

 

 

 

30.01.2018 | Irene Keller | Freiheit, Gemeinsinn und Fortschritt – drei Wertvorstellungen, mit denen die FDP arbeitet. Die Jungfreisinnigen werben mit Enthusiasmus für eine Zustimmung zu No Billag. Im Sinne von Freiheit und Fortschritt kann ich diese Meinung gut nachvollziehen. Grundsätzlich soll der Markt entscheiden, der Mensch soll frei wählen können, und die Jungen konsumieren Unterhaltung und Information heute ganz anders als wir dies bis anhin taten.

 

 

 

 Zudem ist die Kritik an der SRG nicht von der Hand zu weisen: aufgebläht, Diskussion über den Umfang des Service public (liebe Frau Leuthard!), welche Sendungen? - auch zu wenig Demut innerhalb der SRG, ein Zeichen der Schwäche.

 

Aber da ist der Gemeinsinn! Freiheit kann nur gedeihen, wenn sie nicht Minderheiten diese Freiheit abspricht. Die Auswirkungen einer Annahme der Initiative sind schlicht nicht absehbar. Je nach Einstellung wird alles behauptet. Aber, es ist doch so: Es wird in Krankheiten geforscht, wo es viele Kranke gibt – da kann verdient werden. ÖV Linien, die den Deckungsgrad nicht erreichen, können gestrichen werden. Und wo stehen Bankfilialen oder Poststellen? Nur schon diese Beispiele zeigen, dass Minderheiten in solchen Fragen das Nachsehen haben. So wird es auch sein bei einem Ja zu No Billag. Unser Land lebt aber von der Vielfalt auf allen Ebenen, auch davon, dass Täler, Bergregionen besiedelt sind und bewirtschaftet werden. Kurz gesagt: Eine Ungleichheit in Angebot und Preis kann und darf nicht sein. Zudem lässt sich vermuten, dass das Einkaufen von Informations-, Sport-, Unter- haltungspackages für alle schlussendlich teurer würde.

 

Für mich hält deshalb bei No Billag der Gemeinsinn die Freiheit und den Fortschritt in Schach. Die Abstimmung läuft unter dem Motto „Man schlägt den Sack (die Minderheiten) und meint den Esel (die SRG)“. Mag sein, dass in 5 – 10 Jahren die Situation eine andere ist, aktuell ist für mich ein Nein zur No Billag Initiative am Platz.

 

Irene Keller, Kantonsrätin FDP, Vitznau